Schwerin: Stadt der zwölf Seen
Schwerin ist die Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern und somit tatsächlich die kleinste Landeshauptstadt der Bundesrepublik Deutschland. Heutzutage leben hier knapp 100.000 Einwohner.
Eine erste Erwähnung fand Schwerin 1080 als Wendenburg und erhielt 1164 von Heinrich dem Löwen die deutschen Stadtrechte, so dass sie die älteste Stadt im heutigen Mecklenburg-Vorpommern ist. Insgesamt befinden sich im Stadtgebiet zwölf Seen. Durch die seen- und waldreiche Umgebung bezeichnen Einheimische ihre Stadt gern als die „Stadt der sieben Seen und Wälder“ was auf eine Zeit zurückgeht, als Schwerin nicht seine heutige geographische Lage hatte und nur an sieben Seen grenzte. Teile der Wälder mussten nach und nach der städtebaulichen Entwicklung weichen, dennoch sind von den 130,46 km² Stadtfläche noch 28,9 % mit Wasser und 18,5% mit Wald bedeckt. Ausgangspunkt für die Stadtentwicklung war damals das Schweriner Schloss mit seinem Schlossgarten, das sich auf einer Insel zwischen Schweriner See und dem Burgsee mit der Schlosskirche von 1516 befindet.
Viel mehr als nur ein Schloss
Bis 1918 war das Schloss der Hauptsitz der mecklenburgischen Herzöge und Großherzöge und das Machtzentrum des Herzogtums Mecklenburg-Schwerin, welches 1919 jedoch zum Freistaat wurde. Seit 1990 befindet sich im Schloss der Landtag. Von den wunderschönen Gärten umgeben, war das Schloss zudem der Hauptveranstaltungsort der Bundesgartenschau 2009 und ist als historisch einmaliges Ensemble mit den weiteren Residenzbauten prädestiniert für das UNESCO-Weltkulturerbe. Für eine deutsche Stadt dieser Größe bietet Schwein außerdem eine ungewöhnlich gut erhaltene Altstadt sowie die angrenzende Schefelstadt, das Kurviertel Zippendorf und weitere historische Viertel mit Baudenkmalen.
Als Schwerins Geschichte seinen Anfang nahm
Die Stadt hat eine lange namentliche Geschichte und wurde um 1012/18 als Zuarina das erste Mal bei Thietmar von Merseburg erwähnt. Eine indirekte Ersterwähnung könnte es aber sogar noch früher gegeben haben, denn ein Reisebericht des Chronisten Ibrāhīm ibn Yaʿqūb, Gesandter des Kalifen von Córdoba (Spanien), sprach um 973 von einer Slawenburg, die mit Schwerin identisch sein könnte. Helmold von Bosau nannte es 1160 Zuerin, Zwerin, ab dem 15. Jahrhundert wurde der Ort Swerin genannt (was bis heute im mecklenburgischen Dialekt üblich ist) und seit dem 16. Jahrhundert Suerin oder offiziell Schwerin.
Das heutige Stadtgebiet Schwerins war früh besiedelt, denn bei Ausgrabungen auf dem Marienplatz der Stadt konnten Werkzeuge gefunden werden, die sich auf ca. 1000 bis 600 v. Chr. datieren lassen. Durch den Fund eines Brunnens aus dem 1. Jahrhundert nach Chr. lässt sich zudem eine anschließende germanische Besiedlung belegen.
Von Kriegen, Bränden und stetiger Entwicklung
Nach 700 n. Chr. siedelten sich Slawen im Gebiet des heutigen Schwerins an. 965 berichtete der jüdischstämmige spanisch-maurische Handlungsreisende Ibrāhīm ibn Yaqub von einer Burg in einem Süßwassersee, die von Historikern an der Stelle des heutigen Schweriner Sees vermutet wird. Aufgrund von Grabungsfunden auf der Schlossinsel lassen sich auf jeden Fall die Existenz eines slawischen Burgwalls aus dieser Zeit belegen, der dendrochronologisch auf 941/942 datiert wird. 1018 rettete sich der christliche Abodritenfürst Mistislaw vor einem Angriff der Lutizen in die Burg Schwerin, die er anschließend aber aufgeben musste.
1160 brannte der Abodritenfürst Niklot die Burg nieder, damit sie nicht von einem anrückenden sächsischen Heer unter der Führung von Heinrich des Löwen eingenommen werden konnte. Dieser ließ die Burg jedoch nach dem Sieg über Niklot als sächsischen Außenposten im Abodritenland wieder aufbauen. 1160 wird daher traditionell als „deutsches“ Gründungsjahr Schwerins angesehen, obwohl die Stadtrechte wahrscheinlich erst 1164 verliehen wurden. Nach dem Tod Niklots machte Heinrich der Löwe Gunzelin I. zum Statthalter über das Land der Abodriten, und damit auch über Schwerin.
Die ehemalige Stadt der Geistlichen auf dem Weg zur modernen Landeshauptstadt
Das Land wurde später von Heinrich aufgeteilt, indem er einen Teil Pribislaw, dem Sohn Niklots, zurückgab und auf dem anderen Teil die Grafschaft Schwerin mit Gunzelin als erstem Grafen von Schwerin gründete. Nachdem der von Heinrich gestiftete Dom um 1171 eingeweiht wurde, entwickelte sich Schwerin als Ausgangspunkt der Christianisierung des späteren Mecklenburgs. Zu der Zeit hatte die Stadt zirka 500 Einwohner, von denen ein Fünftel Geistliche waren. 1351 wurde das Rathaus erstmals erwähnt, das dreimal abgebrannt und immer wieder an derselben Stelle neu errichtet wurde. Erhalten ist der mittelalterliche Torbogen des Rathausdurchgangs.
Nach der Wiedervereinigung wurde Schwerin am 27. Oktober 1990 Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern.
Schwerin punktet mit historischer Kulisse und vielen Veranstaltungen
Viele regelmäßige Veranstaltungen finden in Schwerin statt, denn die Stadt ist beispielweise einer der Spielorte der Festspiele Mecklenburg-Vorpommerns. Der Schweriner Kultur- und Gartensommer ist eine Veranstaltungsreihe, die jährlich von Frühjahr bis Herbst stattfindet. Gärten, historische Gebäude und die Altstadt werden zudem als Veranstaltungsorte genutzt, unter anderem für Konzerte, Märkte, Shows, Kleinkunstfestivals, Ausstellungen und Theateraufführungen.
Attraktionen
Altstädtisches Rathaus und historische Häuser
Das Altstädtische Rathaus direkt am Marktplatz (für das Navigationsgerät "Am Markt 14" eingeben) fand 1338 erstmals Erwähnung und ist seit der Erbauung dreimal abgebrannt, sodass an dem historischen Bauwerk im Laufe der Zeit einiges verändert wurde. So wurde 1835 vor das ursprüngliche Gebäude eine neue Fassade im Tudorstil gesetzt und die Mittelzinne ziert auch heute noch der Stadtgründer Heinrich der Löwe als goldener Reiter. Ebenfalls in der Altstadt (Ecke Buschstraße / Enge Straße) ist ein historische Haus von 1698 zu finden und ein sogar noch älteres Gebäude steht im Domhof, dessen Balkeninschrift die Jahreszahl 1574 anzeigt; es stellt somit eines der ältesten Häuser Schwerins dar.
Freilichtmuseum Schwerin-Mueß
Direkt am Südufer des Schweriner Sees, inmitten des ehemaligen Fischer- und Bauerndorfes Mueß (gehört seit 1936 als Ortsteil zu Schwerin), erstreckt sich auf rund 7 Hekter das Freilichtmuseum. Auf der Fläche und in insgesamt 17 museal eingerichteten Gebäuden sowie Objekten gibt es alles Wissenswerte rund um die Lebensweise der mecklenburgischen Landbevölkerung vom 17. Jahrhundert bis Anfang des 20. Jahrhunderts zu entdecken. Auf dem weitläufigen Museumsgelände finden in der Saison zudem zahlreiche Veranstaltungen statt, z.B. Ausstellungen, Kinderfeste, niederdeutsches Theater sowie Pflanzen- und Kunsthanderwerkermärkte.
Mecklenburgisches Staatstheater
Das Mecklenburgische Staatstheater Schwerin als Sechsspartentheater gibt Aufführungen in den Kategorien Schauspiel, Niederdeutsches Schauspiel, Jugendtheater, Musiktheater, Ballett und Konzert. Dabei wird größtenteils das Staatstheater in Schwerin mit seinen Räumlichkeiten genutzt, es finden aber Aufführungen am Standort Parchim im Parchimer Malsaal und in der Stadthalle Parchim statt. Jährliche Höhepunkte sind auf jeden Fall die Schlossfestspiele des Mecklenburgischen Staatstheaters unter freiem Himmel auf dem Alten Garten, die große Opern und Musicals in Form von Open-Air-Konzerten veranstalten, Blick auf das Schweriner Schloss inklusive.
Seenlandschaft und Bootstouren
Die elf Seen auf dem Stadtgebiet mit ihren ufernahen Parkanlagen sowie den Naturerfahrungsräumen, die als "See-Natour" erkundet werden können und die Anlegestelle der Weißen Flotte in der Nähe des Schlosses (Adresse: Werderstraße 140), die Fahrgäste zur Insel Kaninchenwerder im Schweriner See bringt, sind spannende Ausflugsziele mit bezauberndem Flair.
Schleifmühle am Faulen See
Der Stadtgeschichts- und -museumsverein Schwerin e.V. entstand 1993 und betreibt seit 1996 die Schleifmühle am Faulen See, eine rekonstruierte Wassermühle, die zu einem Museum für Naturstein-, Edelstein- und Mineralienbearbeitung ausgebaut wurde. Auch wurde eine Dauerausstellung in der Mühle etabliert, in der die kulturhistorische Bedeutung der Wassermühle sowie der Schleifmühle anschaulich dargestellt wird, auch werden die Arbeits- und Lebensbedingungen der Schleifmüller und Tagelöhner gezeigt und technische Aspekte wie die Nutzung der Wasserkraft nähergebracht.
Schweriner Dom
Der Schweriner Dom wurde zwischen 1270 und 1416 errichtet und stellt eine Bischofskirche der Evangelisch-Lutherischen Kirche dar. Der Dom gehört zu den Hauptwerken der Backsteingotik und präsentiert sich zusammen mit der Marienkirche in Lübeck und der St.-Nikolai-Kirche in Stralsund als eines der frühesten Bauten dieser Architektur. Bereits seit dem Jahr 1552 wird der Schweriner Dom als evangelische Gemeindekirche genutzt und seit 1922 hat Schwerin zudem den Sitz des evangelisch-lutherisches Landesbischofs inne.
Schweriner Schloss
Das Schweriner Schloss in seiner heutigen Form (bis auf den im Jahr 1913 einem Brand zum Opfer gefallenen Burgseeflügel) wurde zwar erst zwischen 1843 bis 1857 erbaut, die Historie einer Burg bzw. eines Schlosses auf der Schlossinsel, die über die Schlossbrücke sowie über die Drehbrücke zum Schlossgarten mit der Stadt verbunden ist, reicht aber schon viel weiter zurück. Bereits im 10. Jahrhundert ließen die zu der Zeit in Mecklenburg herrschenden Obotriten eine befestigte Burg errichten und manche Relikte aus dieser Zeit befinden sich tatsächlich noch heute im Boden der Insel. Das Schloss wird darüber hinaus seit dem Jahr 1990 auch zu politischen Zwecken genutzt, denn in den historischen Räumen wurde das Parlament des Landes Mecklenburg-Vorpommern untergebracht.
Schweriner Zoo
Der Schweriner Zoo hat 365 Tage im Jahr geöffnet und bietet zahlreiche Natur- und Tiererlebnisse, sodass er ein tolles Ausflugsziel für die ganze Familie darstellt. Der Landschaftszoo der Region versteht sich zudem als Artenschutzzoo, beherbergt gut 1.500 Tiere in 140 Arten aus allen Tierklassen und hält eine direkte Kooperation mit der IUCN (International Union for Conservation of Nature). Um den Erhalt von Tierarten, die vom Aussterben bedroht sind, zu fördern, wurde im Jahr 2021 das sogenannte "Rote Liste Zentrum" im Schweriner Zoo eröffnet, das neben Asiatischen Löwen, Rothschildgiraffen, Vögel und Terrarien auch eine in Deutschland einzigartige Rarität beherbergt: Die Moorea Baumschnecke, die in freier Wildbahn bedauerlicherweise bereits als ausgestorben gilt.
Staatliches Museum Schwerin
Das Staatliche Museum Schwerin umfasst das Museumsgebäude auf dem Alten Garten, die Schlossmuseen in Güstrow, Ludwigslust und Schwerin sowie ein Kupferstich- und Münzkabinett in der Werderstraße. Neben Kunstsammlungen flämischer und holländischer Maler des 16. bis 18. Jahrhunderts bis hin zu zeitgenössischer Kunst, sind im Hauptgebäude auch Porzellan- und Tongefäßsammlungen sowie mittelalterliche Kunstsammlungen aus heimatlichen Kirchen, wie z.B. der Neustädter Altar zu bestaunen. Ergänzt wird das Angebot durch regelmäßige Ausstellungen, Veranstaltungen und Vorträge.