Die Insel der Gezeiten

Haben Sie schon einmal von der Nordsee-Insel Mandø (zu Deutsch Mandö) gehört? Sie liegt im dänischen Wattenmeer eingebettet zwischen den bekannten Inseln Rømø und Fanø und ist im Gegensatz zu seinen eben genannten Nachbarn ein wahrer Insidertipp für Urlauber. Denn Mandø ist mit nur 8 km² Größe zwar ein wirklich sehr überschaubares Eiland, aber hier kann wirklich jede Sekunde Entschleunigung, Ruhe und Erholung genossen werden. Dass der Tourismus sich hier so in Grenzen hält, hat aber wohl weniger mit der Größe als mit den Gezeiten zu tun - darauf wird im weiteren Text noch eingegangen.

Die Insel Mandø wird erstmals namentlich im Jahr 1231 als königliches Eigentum erwähnt und war lange Zeit unbewohnt, nachdem Sturmfluten den einstigen Ort zerstört hatten. Erst im 17. Jahrhundert siedelten sich wieder Menschen an, wobei für die Männer die Schifffahrt und für die Frauen die Landwirtschaft den Haupterwerb darstellte. Schon damals war das Eiland auch die Heimat vieler Schafe, die bereits zu damaliger Zeit das Gras an den Deichen kurz hielten und zudem für Fleisch und Wolle sorgten. Daher siedelten hier noch im Jahr 1890 rund 262 Einwohner; der Anschluss an die neuen wirtschaftlichen und industriellen Fortschritte fand hier allerdings nicht statt.

Auch das wird wohl ein Grund gewesen sein, warum heute nur noch um die 35 Menschen (die "Mandøboere" genannt werden) auf dem beschaulichen Eiland leben. Der beinahe schon abenteuerliche Weg, der zur Insel führt, wird für die Abwanderung der Einwohner aber wohl weniger ausschlaggebend gewesen sein; schließlich sorgt dieser dafür, dass die Insel nicht von Urlaubern überrannt wird. Denn es ist schon eine kleine Herausforderung, nach Mandø zu gelangen - bei der richtigen Vorbereitung ist aber auch das natürlich kein Hindernis.

Wie bereits die Überschrift verrät, ist Mandø die einzige dänische Insel, die direkt von den Gezeiten beeinflusst wird. Innerhalb von 12,5 Stunden wechselt die Tide regelmäßig in Abhängigkeit von Mond und Sonne; zwischen Hochwasser (Flut) und Niedrigwasser (Ebbe) liegen also jeweils gut 6 Stunden. Die Anfahrt auf die wohl entspannteste Insel Dänemarks ist von daher schon ein Erlebnis für sich - und dieses muss tatsächlich gut geplant werden.

Denn wer mit seinem eigenem Pkw über die Schotterpiste "Låningsvej Mandø" anreisen möchte, für den ist der Blick in den aktuellen Hochwasserkalender zwingend notwendig (bald auch schon für das Folgejahr verfügbar), da die Piste wirklich direkt von den Gezeiten beeinflusst wird und man seinen Urlaub gewiss nicht mit einer Situation beginnen möchte, die sehr gefährlich werden kann.

Die Wetter- und Windverhältnisse lassen Hoch- und Niedrigwasser intensiver (länger oder kürzer) ausfallen. Während man im Sommer manchmal rund um die Uhr durch das Meer fahren kann, kann dies einzelne Tage und bei Sturm im Herbst und Winter auch mal unmöglich sein. Der sicherste Zeitpunkt liegt generell für die Überfahrtszeit in der Mitte zwischen den im Hochwasserkalender genannten Uhrzeiten.

Wem das dann also vielleicht doch ein bisschen zu abenteuerlich sein sollte als Anreise, der lässt sich stattdessen einfach ganz bequem als Tagestourist von den sogenannten "Mandø-Bussen" hinüberfahren. Diese starten in Vester Vedstedt auf dem Festland und sind von Traktoren gezogene Anhänger, die mit Sitzbänken versehen wurden.

Vom Kaufmann und anderen Sehenswürdigkeiten

Wer die aufregende Überfahrt nach Mandø geschafft hat, der wird zunächst feststellen: es gibt hier nur einen Ort! Dieser heißt logischerweise Mandø By (also zu Deusch wortwörtlich "Mandö Stadt") und drumherum ist ganz viel Landschaft. Diese ist vor allem geprägt durch Marschgebiete, Felder und Wiesen und die natürliche Dünung, welches die entspannte Wirkung des Eilandes auf jeden Fall noch unterstreicht. Und auf dem Weg in den Ort der Insel fällt sogleich auf: es gibt hier mehr Schafe als Einwohner - und diese bleiben auch gerne mal stur auf der Straße stehen, wenn eines der rar gesäten Autos passieren möchte.

Im Ort angekommen, ist der Kaufmann "Mandø Dagli' Brugsen" eigentlich für jeden der Anlaufpunkt Nummer 1. Hier treffen sich die Einwohner auf einen gemütlichen Schnack bei einem Kaffee und die Urlauber haben die Möglichkeit, in einem überschaubarem Angebot für Waren des täglichen Gebrauchs zu stöbern. Brennholz, Frühstücksbrötchen, Süßigkeiten und ein Sortiment an Getränken, u.a. mit Kaffee, Saft und Bier ist in der Regel täglich verfügbar, es können aber auch andere Lebensmittel direkt beim Kaufmann bestellt werden. Dennoch empfiehlt es sich, einen gewissen "Vorrat" bereits vor der Überfahrt auf dem Festland anzulegen, damit der Urlaub auf Mandø noch entspannter wird und kein Magen knurren muss.

Der Kaufmann der Insel ist somit schon eine kleine Sehenswürdigkeit, der neben seinem Charme auch die praktische Funktion als Verwaltung des Campingplatzes inne hat und eine kleine "Touristeninformation" bereithält. Für Abwechslung sorgen zudem ein Besuch des kleinen Museums im Schifferhaus, der alten Kirche und der schönen Mühle. Anschließend kann sich im "Mandø Kro", einem gemütlichen Restaurant, ausgiebig gestärkt werden und die leckeren Gerichte werden mit saisonalem Gemüse angerichtet. Für einen Tagesauflug bietet sich zudem Ribe auf dem Festland an, die älteste Stadt Dänemarks mit wunderschönem, mittelalterlichem Stadtkern.

Mit zwei Rädern auf dem Boden und den Vögeln über dem Kopf

Zusammengefasst gilt also folgendes: Mandø ist auf Grund der Gezeiten und Umwelteinflüsse wie Stürme und Hochwasser nur mit einer genauen Planung zu erreichen und es gibt hier weder riesige Attraktionen noch imposante Sehenswürdigkeiten - aber es ist der ideale Platz für den Urlauber, der sich nach Ruhe und Entspannung sehnt und per Pedes oder mit dem Fahrrad eine wunderschöne Natur genießen möchte. So können sowohl 3 unterschiedlich lange Wander- als auch 3 unterschiedlich lange Radrouten auf dem idyllischen Eiland genutzt werden.

Es gibt einen ungeheuren Vogelreichtum in der Marsch, den Strandwiesen und im Wattenmeer zu entdecken, der im Frühjahr und im Herbst durch die Zugvögel noch vergrößert wird. Bei Ebbe kommt Leben ins Wattenmeer, das mit seinen Sandbänken Ruheplätze für Robben zur Verfügung stellt. Südwestlich der Insel befindet sich zudem der Hochsand Koresand, dem bei Niedrigwasser per Wattwanderung oder Traktorwagen ein Besuch abgestattet werden kann. Auch gibt es auf Mandø einen Badestrand, an dem die großen und kleinen Urlauber bei Flut gefahrlos im Wasser planschen können, da der Sandboden eben ist und kaum abfällt. Dahinter lockt eine Liegewiese zum Sonnen und Spielen, sodass hier ein toller Strandtag verbracht werden kann.