Schweine statt Sven

Das heutige Svendborg ist die zweitgrößte Stadt auf der Märcheninsel Fünen und führt dank seines Namens wohl fast jeden Hobby-Eymologen in die Irre: handelt es sich bei der Entstehungsgeschichte des Ortes nicht nur wieder um eine Burg, die zu Ehren eines tapferen Kriegers erbaut wurde und deswegen seinen Namen tragen durfte? Tatsächlich sind sich viele Forscher sicher, dass dies bei Svendborg nicht zutrifft.

Stattdessen wird mit großer Sicherheit vermutet, dass sich hinter dem Begriff "Svend" das altertümliche Wort für "Svin", also "Schwein", verbirgt - schließlich wurde die Schreibweise Svendborg nicht vor dem 18. Jahrhundert eingeführt und lautete vorher Swineborg, Suyneborgh und Swynborch. Daher kann der Name der Stadt ziemlich unromantisch mit "Burg mit Schweinen" übersetzt werden, verstanden als Lokalität mit besonders vielen Hausschweinen hinter den Burgmauern oder besonders vielen Wildschweinen davor.

Im Jahr 1229 wurde Svendborg unter einer der älteren Schreibweisen das erste Mal erwähnt; der Ort wuchs bereits in dieser Zeit zu einer wichtigen Handels- und Handwerksstadt heran, dessen zentraler Mittelpunkt die Seefahrt bildete. Die erstmalige Erwähnung von Svendborg geht aus einem Brief von Valdemar Sejr, der auch als König Valdemar II. durch seine Steuergesetze im sogenannten "Erdbuch" bekannt ist, hervor; darin legte der König fest, dass sein Sohn, Valdemar der Junge, Svendborg und das südliche Fünen als Geschenk an seine Ehefrau Prinzessin Eleonora abgeben musste.

Annes Haus und die Kinder des Königs

Gerade im 12. und 13. Jahrhundert wechselten die Könige Dänemarks sehr häufig. Einerseits lag dies an den Kriegen, die besonders zwischen den skandinavischen Ländern stattfanden und immer wieder auch königliches Blut als Opfer forderten und andererseits wurden auch innerhalb des Könighauses eifrig Intrigen gesponnen, um die Herrschaft an sich zu reißen.

Das im 13. Jahrhundert inzwischen zur einflussreichen Stadt herangewachsene Svendborg litt genau unter solch königlichen Intrigen; König Abel von Dänemark besetzte im Jahr 1247 die Stadt, allerdings teilte er sich die Herrschaft über das Königreich zu dieser Zeit mit seinem Bruder Erik Plovpenning. Dieser duldete den provokanten Akt keinesfalls und brannte Svendborg daraufhin nieder. Es dauerte mehrere Jahre, um Svendborg wieder zu seiner alten Wirtschaftsstärke zu verhelfen, was durch das regelmäßige Verleihen der Stadtrechte jedoch gut voranschritt. Diese Rechte waren allerdings machtlos gegen eine andere Bedrohung: die Pest hielt um 1348 Einzug in die Stadt und raffte einen Großteil der Bewohner dahin.

Von dem schwarzen Tod blieb Anne Hvide verschont; die Adelsfrau lebte erst ungefähr 150 Jahre später und erbaute um 1560 einen großen Fachwerkbau in Svendborg. Dieser kann noch heute besichtigt werden und gilt inzwischen als das älteste Gebäude der Stadt. Der "Anne Hvides Gaard" (zu Deutsch "Annes Hvides Hof") beherbergte in seiner langen Geschichte bereits eine Bibliothek, das Bürgermeisterbüro und sogar eine Gaststätte. Die Schenke wurde von Dorothea Børgesen betrieben, die unter dem Namen "Madam Børgesen" die bekannteste Person der Stadt im 19. Jahrhundert war. Heute ist der Hof Teil des Svendborg Museums und präsentiert wechselnde Sonderausstellungen.

Ein Schiff für die Welt und weltliche Attraktionen

Noch zu der Zeit von "Madam Børgesen" war Svendborg eine bekannte Seefahrerstadt, die mit ihrer Nikolaikirche auch zum Pilgern einlud. Da die Schifffahrt die größte Einnahmequelle darstellte und die Stadt mit ihrer Lage direkt am Svendborgsund die besten Voraussetzungen dafür mitbrachte, war es nur logisch, dass sich hier diverse Werften niederließen. So wurde im Jahr 1867 die J.Ring-Andersen Skibsværft für Holzschiffbau gegründet, die auch heute noch jeden Winter viele deutsche und dänische Traditionsschiffe für Erhaltungsarbeiten an die Liegeplätze von Frederiksø lockt.

Weltweite Popularität erreichte jedoch eine andere Werft, die am 16. April 1904 unter dem Namen A/S Damskibsselskabet Svendborg von dem Kapitän Peter Mærsk Møller und seinem Sohn Arnold Peter Møller in Svendborg gegründet wurde. Am 22. August 1912 gründete A.P. Møller mit der Dampskibsselskabet af 1912 A/S sein eigenes Unternehmen und erst im Jahr 2003 wurden diese beiden Gesellschaften zusammengelegt. Seit 1996 ist das Unternehmen Mærsk, wie es umgangssprachlich genannt wird, die größte Containerschiffsreederei mit ihren typisch rot-blauen Schiffen und hat heute ihren Hauptsitz in Kopenhagen.

Aber auch für nicht so Seefahrtsbegeisterte ist das heutige Svendborg einen Besuch wert, denn es lassen sich hier tolle Touren durch das historische und zoologische Museum unternehmen und das Spielzeugmuseum ist mit Sicherheit für die kleinen Urlauber eine große Attraktion. Auch für Badenixen und Wasserratten gibt es mit einladenden Stränden und Badeland (wenn das Wetter mal nicht ganz so schön sein sollte) genügend Gelegenheiten zum Planschen und wer sich die schöne Landschaft in der Umgebung angucken möchte, kann dies zu Fuß oder auf dem Rad sehr gut tun. Da sich in Svendborg eines der größten Gymnasien Dänemarks und das dänische Bildungszentrum für maritime Ausbildung befinden, zeigt sich die Stadt mit zahlreichen Cafés, Restaurants und Kunstwerkstätten zudem modern und lebendig.

Attraktionen:

Valdemars Slot

Das Schloss macht durch seine Erscheinung so vieles aus, was man von einer Märcheninsel erwartet. Direkt an der Küste liegend und mit prachtvollem Blick über das Inselmeer von Fünen, ist das Valdemars Slot ein beliebtes Ausflugsziel. Dauerausstellungen zeigen das Leben in einem Herrenhaus, Jagd- und Trophäensammlerstücke sowie alte Liebhabersegelboote.